Strecke
München – Sirmione – Livorno
Zwischenstopp am Gardasee
Es war mal langsam Zeit Korsika aufzufrischen. Meine Frau war das letzte Mal 1987 auf Korsika und meine Erinnerungen sind mindestens genauso alt. Nach über 30 Jahren als Kind, sollte es nun als Erwachsener wieder auf die Insel gehen. Das Besondere ist, daß wir uns mit der Familie meiner Frau auf Korsika trafen.
Mit kleinen Kindern reist man die Strecke München nach Livorno mit über 720 Kilometer nicht so ohne weiteres am Stück. Ein Übernachtungstipp ist Sirmione am Gardasee. Ein 20 Euro Stellplatz direkt am See lädt im Süden des Gardasees ein. Der Stellplatz ist zwar ruhig gelegen und meist schattig, aber sowohl die Duschen als auch Toiletten ist der Kategorie spartanisch zuzuordnen. Für die Durchreise aber dennoch eine Empfehlung. Der Grund. Dieser Küstenabschnitt ist einer der wenigen mit Sandstrand. Da 2017 der Wasserstand sehr niedrig war, könnten wir fast hundert Meter mit unseren Nichtschwimmer Kids auf Sand in den See laufen. Für den Besuch der wunderschönen Altstadt ist dieser jedoch zu weit weg. Für diesen Fall würde ich euch eher diesen Parkplatz – ohne Ver- und Entsorgung – direkt vor der Altstadt empfehlen. Freistehen am Gardasee ist sehr schwierig, denn selbst mit Kontakt zu einen Olivenhainbesitzer hatten wir schon Probleme bekommen, aber das ist eine andere Geschichte.
Die Tipps zur Fährenbuchung und Check-In
- Die Fähren nach Korsika zur Hauptstadt Bastia gehen entweder von Nizza, Genua oder Livorno ab.
- Moby Lines oder Corsica Ferries sind hier die Platzhirschen, wenn es um die Fährverbindungen geht.
- Nehmt wenn möglich IMMER eine Fährverbindung am frühen Morgen. Mittags steht ihr in der Hitze herum und müsst unnötig den Motor zwecks Klimaanlage laufen lassen.
- Die Überfahrt ab Livorno dauert in etwa 5:30 Stunden. Von Genua etwas länger.
- Da dies ein langgeplanter Trip mit Oma und Opa meiner Kinder war, konnten wir durch 4 Monate Vorabbuchung einen Preis für 2 Erwachsene, 2 Kinder (3 Jahre), Buchung Überhöhe, 4 Fahrräder einen Hin- und Rückfahrtpreis von 293,13 Euro bei Moby bekommen. Corsica Ferries wäre auf knapp 480 Euro in diesem Zeitraum gekommen. Die Preise ändern sich wie Aktienkurse, also lohnt sich täglich nachschauen. Fragt mich bitte nicht warum das so ist.
- Bei der Buchung sind die Fahrräder immer extra anzugeben, sonst gibt es erfahrungsgemäß Probleme beim Einchecken. Die Anzahl der Fahrräder richtet sich theoretisch an der Anzahl der möglichen Fahrräder auf dem Fahrradträger und nicht nach der tatsächlichen Anzahl. Bislang meckerte niemand, da wir immer mit Fahrradhülle am Heck fahren und so der Einblick für das Boardingpersonal fehlt.
- Bei Fährüberfahrten muss (leider) das Gas zugedreht werden. Somit – falls möglich – den Kühlschrank auf niedrigste Stufe und Batteriebetrieb stellen. Macht das auf dem letzten Drücker, sonst hält ggf. die Batterie nicht durch.
- Wer mit einem Wohnmobil unterwegs ist und eine Zusatz-Luftfederung an der Hinterachse hat, sollte diese großzügig einsetzen und das Heck entsprechend anheben. Selbst mit Luftfederung sind wir schon mal mit dem Heck an der Rampe aufgesessen.
Kurzer Übernachtungsstop Livorno
In Livorno gibt es nicht wirklich die große Auswahl an guten Übernachtungsplätzen. Wir waren in der Nähe des Stadtstrands am Rio d’ Ardenza. Leider war es nicht ganz so einfach jemanden vor Ort anzutreffen, der uns die Schranke öffnete. Ein Anruf hat aber das Problem gelöst und es kam 5 Minuten später eine sehr nette Dame aus der angrenzenden Einrichtung, welche gehandicapte Menschen betreut.
Der Stellplatz ist ein sehr einfacher kompakter Stellplatz für 15 Euro ohne Firlefanz. Das Gelände ist komplett eingezäunt. Der Ausfahrchip erlaubt auch eine beliebige Abfahrt wie in unserem Fall um 5 Uhr morgens.
Am Nachmittag haben wir noch den Stadtstrand “Spiaggia dei tre ponti” für ein kurzes Bad im Meer besucht. Himmel war das voll dort, aber die Bar direkt an der Strandstrasse war gut. Die Übernachtung verlief relativ ruhig, aber die Stadt lebt. Wer Sirenen von Ambulanz und Polizei nicht ausblenden kann, dem empfehle ich besser außerhalb Livornos einen Platz zu suchen.
Am Morgen um 5 Uhr fährt man in einer unglaublichen Ruhe und ohne irgendwelchen Straßenverkehr zum Hafen, welcher etwa 20 Minuten entfernt liegt. Einschiffen verläuft in einer typischen ruhigen und gleichzeitig zumindest optisch unkoordinierten Art, welche in Italien einfach üblich ist. Das Schiff im stattlichen Alter hat für die Kids eine riesige Spielanlage und einen Looney Tunes Fernsehraum unter Deck. Ohne, wäre die Überfahrt sehr lang geworden.
Strecke
Bastia – San Nicolao – Moriani-Plage – Marine de Solaro – Bonifacio – Sartene – Olmeto-Plage – Olmeto – Corte – Calvi – Bastia
Sie ist schön – die Insel
Für einen guten Reisetrip empfehlen wir euch einen Reiseführer, in dem die Feinheiten des Landes beschrieben sind, denn nicht ohne Grund fahren unsere Nachbarn (keine Camper) seit Jahren nur nach Korsika. Es ist ein Land für Entdecker und Freicamper (in der Nebensaison). Die Ostküste unterscheidet sich sehr von der Westküste und ist mit wenigen Worten nicht zu beschreiben. Ein paar Eigenschaften wären – etwas feuchter – etwas ruhiger vom Meer her – und dichterer Tourismus.
Dennoch verbleiben auf der Ostküste jede Menge einsame Strände, wo einer schöner ist als der andere. Ob Fahrradtouren oder Wandern. Ständig könnte man von Brücken in das klarste Wasser von Bächen und Flüssen springen. Ich selbst kann nur sagen. Einzigartig. Genießt die Spezialitäten des Landes wie die La saucisse Corse (Korsische Wurst) und andere Köstlichkeiten. Es lohnt sich.
Der erste Stopp war in Morani Plage in einem Campingplatz, den meine Frau und ihre Eltern bereits in den 80er Jahren besucht hatten. Hierzu gibt es einen eigenen Bericht camper.help/besondere-plaetze.
Bonifacio – Der Geldadel ruft
Die Weiterfahrt in den Süden nach Bonifacio ist die Reise absolut wert. Eine Altstadt hoch auf einem gigantischen Felsen erbaut. Den Charme des edlen Yachthafen muss man zwar mögen, aber im Urlaub kann man bekanntlich vieles.
Als Campingplatz oder Stellplatz empfehle ich euch fußläufig zur Stadt den L’Araguina. Preis pro Nacht etwa 25 Euro. Alle anderen waren zu weit weg, oder nur für mindestens 2 Nächte zu haben. Die Stadt selbst lässt sich sicherlich auch mehrtägig genießen. Ist aber aufgrund des anwesenden Geldadels relativ teuer.
Die Westküste
Die Landschaft verändert sich zum x-ten Male. Jedoch wird es nun deutlich rauer. Die Wälder der Ostküste sind bereits im Süden meist durch weitläufige Buschlandschaften ersetzt worden. Auch ist es trockener, was man an alten Waldbränden in der Landschaft sehen kann. Die Straßen werden kurviger und enger und längst kann man nicht mehr so unbekümmert mit dem Wohnmobil durch die Landschaft cruisen.
Auf dem Weg von Bonifacio nach irgendwo an die Westküste, wollten wir alle etwas essen gehen, ohne die WoMo-Küche anzuwerfen. Nach einem geschlossenen Restaurant trafen wir die Vereinbarung das nächstmögliche zu nehmen. Im Konvoi bogen wir spontan nach links ab in ein Restaurant, welches von der Straße nicht so einladend wirkte. Ein großer Trugschluss, denn eine Wohlfühloase tat sich auf. Chambre d’hotes Pero Longo ist ein Hotel, Campingplatz und Restaurant. Schöner Spot um ein wenig zu verweilen.
Auf der Weiterfahrt fädeln wir uns kurzentschlossen durch die Kurven in Richtung einen kleinen Ortes namens Olmeto und den Campingplatz Ras l’Bol durch. Der Grund für die Entscheidung sind die geäußerten Wünsche der Kleinen nach Schnorcheln. Ein paar Nächte mit Schwimmbad für die Kids, denn die Westküste ist rau, meist steil abfallend und die hohen Wellen und die starke Brandung sind nichts für unsere 2 Nichtschwimmer. Die Buchten waren auf dem Weg schon gut mit anderen Campern gefüllt und die genialen Geheimtipps waren es nicht mehr.
Für “wilde” Erwachsene ist das Abenteuer Meer an der Westküste genau richtig oder man schwimmt einfach Morgens wenn das Meer sich etwas ruhiger gibt. Leider gibt es an diesem Abschnitt kaum Campingplätze direkt am Strand und man muss meist eine Straße überqueren. Aber alles gut. Der Platz bietet gutes überdurchschnittliches Familiencamping und ein offenes gutes Restaurant direkt am zweigeteilten Pool. Sanitär ist klasse und bequem. Pinienwälder geben Schatten und der Preis mit knapp unter 30 Euro mit den 2 Kids war absolut angemessen. Ein Supermarkt ist fast in Laufweite, aber mehr darf man sich nicht wirklich erwarten. Oh doch, wartet, da war noch was sehr Empfehlenswertes.
Das Restaurant und Hotel Abbartello ist eine klare Empfehlung für den Abend. Reservierung stark empfohlen. Es gibt sehr gute einheimische und internationale Küche und ein erstklassiges Flair auf der offenen und großen Terrasse direkt am Meer. Der weit entfernte Blick auf das offene Meer und nach Proprioano über die weite Bucht mit dem Bilderbuchstrand ist etwas zum träumen und es sich gut gehen lassen.
Die Mitte – Corte
Teilweise die schönste Strecke die wir je mit einem Wohnmobil gefahren sind. Viele Stopps einlegen, denn Napoleons Zitat:
„Man kann mir die Augen verbinden und die Ohren verschließen und ich würde meine Heimat Korsika allein am Duft erkennen.“
kommt nicht von ungefähr. Kristallklare Flüsse und Bäche. Zauberhafte Farbenspiele des Wassers. Grüne Täler soweit das Auge reicht und Felsformationen, die seinesgleichen suchen. Hoch, höher, Korsika.
Ein kurzer Zwischenstopp und Verabschiedung von den Eltern meiner Frau in Corte. Genial wie der Papa das mit über 70 Jahren das im Leihwohnmobil gemeistert hat. Nochmals ein Danke für diese schöne und einzigartige Zeit an euch beiden lieben. Eure Inspirationen kommen in dem Bericht gar nicht richtig zu Geltung, aber im Kopf und Herzen schon.
Der Weg nach Corte ist teilweise gut ausgebaut bis etwas eng zu bezeichnen, falls der 20 Tonner mit Hänger mal an einem vorbei will. Die Westküste hoch nach Calvi zu fahren ist aus vielen Quellen definitiv nur in der absoluten Nebensaison und für kleine Campervans zu empfehlen, da teilweise nicht mal die Autos richtig aneinander vorbeikommen.
Der Norden – Calvi
Auf dem Weg nach Calvi streift man die Desert des Agriates. Von der Kornkammer zur Steinwüste Korsikas. Das würde alleine einen Beitrag füllen was der Mensch hier angerichtet hat. Dieser Punkt wird für uns ganz sicher der nächste Freicamper Spot auf der nächsten Reise durch Korsika. Wer einen Geländewagen sein Eigen nennt, kann mit genügend Wasservorräten von der Hauptstrasse auf relativ breiten Pisten bis an die Küste vorstoßen und hat sicherlich ein Stück Korsika für sich fast alleine. Einöde und fast kein Baum soweit das Auge reicht.
Calvi Bucht und Stadt. Selten so viele Gegensätze gesehen. Vom Elektrofestival bis tief in die Nacht, vom flachsten und wärmsten Wasser schlechthin, von den trainierenden Legionären bis hin zum rustikalsten Bahnsteig ohne Fahrplan und Schild ist alles in und um Calvi vorhanden. Calvi war sehr voll und die Wahl des Platzes gar nicht leicht. Camping Dolce Vita ist keine echte Empfehlung, aber manchmal reicht das ja dann auch. Vor allem der 1A Sandstrand und das flache Wasser war ein großer Spaß für unsere Kurzen. Wenige Touristen am Strand etwas ausserhalb von Calvi Stadt haben auch etwas für sich.
Mir fallen noch so viele Dinge und Themen ein, die es aufzuschreiben gibt. Ganz sicher beim nächsten Mal auf Korsika, schreibe ich euch noch mehr zusammen. Korsika. Eine Reise wert – ohne Wenn und Aber. Dann aber in der reinen Nebensaison, denn freistehen in der Gruppe ist um die Jahreszeit nicht drin. Und dafür wurde diese Insel ja geschaffen – nicht wahr.
Erkenntnisse nach dem Urlaub
Wir waren mit 2 Wohnmobilen (1 geliehen) unterwegs und hatten zu wenige Sturmsicherung bzw. Heringe für Sand dabei. Plötzlicher Wind und Sturm auf Korsika waren recht häufig vertreten. Daher empfehle ich auch Zubehör in meinen Empfehlungen am Ende des Beitrags. Diese sind dann auch in die Checkliste zur Urlaubsvorbereitung gekommen, um diese zusätzlichen Sand-Heringe nicht zu vergessen.