3D-Druck & Camping … welch geniale Kombi

Was macht man in Zeiten von Corona? Vielleicht ein neues Hobby beginnen – wäre doch ein idealer Zeitpunkt für sowas. Geliebäugelt habe ich schon länger damit … 3D-Druck: Gegenstände selber herstellen, Druckvorlagen konstruieren … und das ganze in Verbindung mit Camping. Welch unerschöpfliche Möglichkeiten mir da in den Sinn kommen.

Eines jedoch vorweg. Ich bin kein 3D-Druck-Profi und kann hier maximal einen kleinen bescheidenen Einblick in die Materie geben. Youtube und Internet sind sehr gute Quellen, wenn sich jemand intensiver mit dem Thema beschäftigen will. Aber meine erste Schritte in dieser neuen Welt teile ich gerne mit euch.

Die Hardware

Natürlich braucht es erstmal einen 3D-Drucker. Einsteigergeräte sind bereits für ein paar Hundert Euro zu erwerben. Bei mir wurde es ein Artillery Sidewinder X. Ich will aber keine Empfehlung aussprechen, da ich andere 3D-Drucker nicht kenne und vergleichen kann. Nur so viel: Der 3D-Drucker hat mehrere Komponenten:

  • Einen Rahmen, damit der im 3-dimensionalen Raum drucken kann (X,Y und Z-Achse / Breite, Länge, Höhe)
  • einen Extruder (der befördert den Kunststoff in den “Druckkopf”)
  • der Druckkopf (hier wird der Kunststoff erhitzt und in Bahnen auf dem Druckbrett aufgetragen. Wenn diese Materialien den Druckkopf verlassen, sind sie stark erhitzt und daher flüssig. Nach und nach kühlen sie ab und ergeben so eine feste Form) und Kühlung
  • das Druckbrett (hier ensteht das Objekt Schicht für Schicht), beheizbare Druckbretter erhöhen die Haftbarkeit – ein sehr wichtiger Faktor für das gelingen der 3D-Drucke
  • Schnittstelle: Meist USB oder SD-Karte um die Druckdateien für den Drucker vorzuhalten

Nach dem Aufbau ist es unbedingt erforderlich, den Drucker zu “leveln”. Hierbei ist Ziel, dass Druckkopf und Druckbrett sich an allen Stellen mit dem gleichen Abstand begegnen. Hier darf tatsächlich nur ein Blatt Papier dazwischen passen.

Das Filament

Der Markt hat zahlreiche Kunststoffe (Filamente) im Angebot, welche im 3D-Drucker verarbeitet werden können. Alle haben Ihre eigene Eigenschaften und Anwendungszwecke und für Neulinge ist das Thema alleine schon fast unerschöpflich. Hier nur ein kleiner Ausschnitt:

  • Polylactide (PLA), auch Polymilchsäure genannt, ist eines der am meisten verbreiteten Materialien für 3D-Drucker. Das liegt vor allem an der verhältnismäßig unkomplizierten Verarbeitung und am günstigen Preis. Zudem kann jeder FDM-Drucker damit umgehen, da es kein beheiztes Druckbett benötigt.
  • Das mit Glykol modifizierte Polyethylenterephthalat (PETG) ist ein weiterer Kunststoff im 3D-Druck. Das Material vereint nach Angaben der Hersteller die Vorteile von PLA und ABS. Das bedeutet, dass es verhältnismäßig einfach zu drucken und trotzdem widerstandsfähig ist.
  • Ähnlich wie Gummi verhält sich thermoplastisches Polyurethan (TPU), ein Elastomer auf Basis von Urethan. Das Material eignet sich unter anderem für Stoßdämpfer und Schutzgehäuse.

Der Kunststoff ist auf Rollen aufgezogen und sollte unbedingt luftdicht (Achtung vor Feuchtigkeit!) und dunkel gelagert werden.

Die Software

Wenn Ihr glaubt – alles ganz schön kompliziert – solltet ihr besser aufhören weiter zu lesen. Die erforderliche Software ist für sich schon alleine eine eigene Wissenschaft. Selbst wenn ihr eine fertige Druckvorlage eines Objektes habt, könnt ihr weit über 100 Parameter einstellen, welche allesamt mit entscheiden, ob der Druck gelingt oder eben nicht. Die gute Nachricht: Die Software ist für Privatanwender kostenlos und die Lernkurve ist enorm. Zudem gibt es eine sehr breite Community, welche bei allen Problemen unterstützen kann.

  • Falls ihr eigene Objekte konstruieren wollt, benötigt ihr ein entspechendes Programm: Autodesk Fusion 360 bietet alle Möglichkeiten selber zu konstruieren. Einfache Objekte bekommt auch der Anfänger hin und Youtube ist dein Freund. Wer entsprechend Zeit investiert kann auch sehr komplexe Objekte und Baugruppen erstellen. Objekte werden im .stl-Format abgespeichert.
  • Egal ob selbst konstruiert oder fertige Vorlagen heruntergeladen (z.B auf www.thingiverse.com). Die Daten des 3D-Objektes müssen für den Druck aufbereitet werden. Diese Arbeit übernimmt eine Slicer-Software. In meinem Fall Ultimaker Cura. Die Software schneidet das Objekt in seine Schichten und bereitet die Daten für den Drucker auf (in welcher Koordinate drucke ich mit welcher Geschwindigkeit und Temperatur). Und wie gesagt: Vom Tintenstrahldrucker kennt man vllt. Hoch- oder Querformat, Qualität und Randlos ja/nein. Im Cura könnt ihr nur für das Filament u.a. einstellen:
    • Drucktemperatur
    • Drucktemperatur der ersten Schicht
    • Anfängliche Drucktemperatur
    • Endgültige Drucktemperatur
    • Temperatur des Druckbrettes
    • Temperatur des Druckbrettes der ersten Schicht
    • Fluss (Parameter für die Filamentmenge)
  • Weitere Parametergruppen sind u.a. Qualität, Gehäuse, Füllung, Geschwindigkeit, Bewegungen, Kühlung, Stützstruktur und Druckplattenhaftung

Auch hier gilt: Übung macht den Meister :-)

Die Geduld (NEU)

Habt ihr es bisher geschafft und euer Druck entsteht Schicht für Schicht, hat dies schon eine sehr hohe Faszination. Der Preis hierfür: Geduld, Geduld, Geduld. Drucke gelingen nicht immer auf Anhieb, man muss sich reinfuchsen und viel ausprobieren. Der Druck dauert mehrere Stunden, teilweise sogar Tage (!). Aber mein Drucker läuft aktuell jeden Tag und es macht eine Menge Spaß. Natürlich ist das Einsatzgebiet weitaus größer als Gegenstände für das Campen herzustellen. Aber ein paar erste Projekte will ich hier gerne vorstellen.

  • Gardena-Adapter für den Wassertank
  • Dichtungen für den Gaskocher
  • Passendes Besteck-Schubladen-System
  • Flexibler Abfluss-Stop (wie oft fehlt bei den Waschbecken am Campingplatz der Abfluss-Stopfen)
  • maßgeschneiderte Halterung für 2 Handy mit Glow-Effekt
  • Mein Bruder hat seit diesem Jahr ebenfalls ein Wohnmobil … fehlte nur noch ein treuer Begleiter ;-)

Out of Topic – Faceshields zum Schutz gegen den Corona-Virus

Fast überall im Bereich Pflege, Krankenhäuser, Einzelhandel, Lehrer und Erzieher u.v.a.m. werden Faceshields zum Schutz gegen den Corona-Virus benötigt und fast überall sind sie leider auch Mangelware. Über Bayern1 habe ich von einer Maker-Community gehört (Hub-Murnau), welche gerade mit ihren 3D-Druckern genau diese Faceshields herstellen und auch alles andere organisatorische (lokale Aufträge entgegennehmen, Herstellung organisieren, Sammlung und Verteilung) bewerkstelligen … alles auf Spendenbasis. Einfach Klasse !!!. Also nichts wie angemeldet, Vorlagen runtergeladen und mit dem Druck gestartet.

Wer immer so einen 3D-Drucker daheim stehen hat, es gibt bestimmt auch einen Hub (MakerVsVirus) in eurer Nähe.

Der Wassertankdeckel Pössl

Der Wassertankdeckel ist unter CC-License verfügbar. Die beiden anderen Dichtungen wurden selbst erstellt.

Download Wassertankdeckel und Dichtungen

Meine ersten 3D-Druck-Projekte (NEU)

Vom Handyhalter, Wasserpropfen bis zum perfekten Besteckkasten.

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👤 Autor des Beitrags

Christoph

Christoph

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    Christoph, infiziert mit dem Campervirus seit Kindheitsjahren

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    einen Pössl 2Win Plus. Umstieg vom Wohnwagen in 2018.

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    Alpengebiet, Mittelmeerraum, in Norwegen Nordlichter sichten :-)

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